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Wenn die Diagnose Immunthrombozytopenie (ITP) gesichert ist, kommt bei vielen Betroffenen die Frage nach dem weiteren Vorgehen auf. Während die Erkrankung bei Kindern oft spontan und ohne medikamentöse Behandlung ausheilt, muss die Mehrheit der erwachsenen Patientinnen und Patienten medizinisch betreut werden. Nachfolgend erfahren Sie, welche Therapiemöglichkeiten derzeit für die Behandlung der ITP zur Verfügung stehen. 

Hier erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen: 

Eine Ärztin hält den Arm einer älteren Frau.
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Diagnose ITP: Wie geht es weiter? 

Nach der Diagnose ITP wird Ihre Hämatologin oder Ihr Hämatologe gemeinsam mit Ihnen entscheiden, ob die ITP medikamentös behandelt wird oder ob vorerst beobachtet und abgewartet wird (Watch & Wait). Bei der Entscheidung für oder gegen eine Therapie spielt nicht unbedingt die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) die wichtigste Rolle, sondern vielmehr die persönliche Blutungsneigung. Starke oder lebensbedrohliche Blutungen sollten immer therapiert werden. Bei mittelstarken Blutungen kann eine Behandlung in Betracht gezogen werden. 

Bei rund einem Viertel der Betroffenen mit chronischer ITP bestehen hingegen keine oder nur leichte Blutungen, und eine medikamentöse Therapie ist nicht zwangsläufig erforderlich. Sie kann aber bei Betroffenen, die im Beruf oder in der Freizeit ein erhöhtes Verletzungsrisiko haben, sinnvoll sein. 

Neben der Blutungsneigung richtet sich die Therapieentscheidung auch nach dem individuellen Krankheitsverlauf und dem Stadium der Erkrankung. Zusätzlich werden mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten, Begleiterkrankungen, das Alter sowie Patientenwünsche berücksichtigt. 

Wie verläuft die ITP? 

Nicht jede Therapie ist in allen Krankheitsstadien gleichermaßen geeignet. Das Vorgehen hängt unter anderem davon ab, wie schwer die ITP verläuft und wie lange sie bereits besteht. Welche Krankheitsstadien es gibt und wie die Heilungsaussichten sind, können Sie hier nachlesen.

Abbildung eines Zeitstrahls mit drei Abschnitten: Erstdiagnose bis drei Monate, drei bis zwölf Monate, ab zwölf Monate.
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Die ITP-Therapie im Überblick 

Die medikamentöse Behandlung der ITP strebt an, schweren Blutungen vorzubeugen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Auf lange Sicht soll erreicht werden, dass die Erkrankung sich zurückbildet. Dafür kann grundsätzlich an zwei unterschiedlichen Stellen angesetzt werden:  

  1. Die meisten ITP-Therapien zielen darauf ab, das körpereigene Abwehrsystem zu hemmen, beispielsweise durch Kortikosteroide und Immunsuppressiva. Zusätzlich soll der Abbau der Thrombozyten in der Milz durch Antikörper, Tyrosinkinase-Hemmer oder eine operative Entfernung der Milz (Splenektomie) verringert werden.  
  2. Alternativ kann die Thrombozytenneubildung im Knochenmark durch Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten angeregt werden. 
Grafik zur Veranschaulichung der Therapiemaßnahmen bei ITP: Eine Waage, die nach links gekippt ist. Auf der linken Seite steht der Text: Verminderte Neubildung von Blutplättchen. Darunter: Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten. Auf der rechten Seite steht der Text: Erhöhter Abbau von Blutplättchen. Daneben: Kortikosteroide, Immunsuppressiva, Milzentfernung, Immunglobuline, Milz-Tyrosin-Kinase-Hemmer. In der Mitte der Waage steht: Thrombozytenkonzentrate.
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Nach der Diagnose der ITP erfolgt die Behandlung in aufeinanderfolgenden Schritten. Die erste Behandlung nach der Diagnose wird als Erstlinientherapie bezeichnet. Wenn die Behandlung mit Medikamenten der Erstlinie nicht erfolgreich ist und die ITP bereits seit gewisser Zeit besteht, können weitere Therapieversuche mit sogenannten Zweitlinienmedikamenten unternommen werden. Lassen sich auch mit den Möglichkeiten der Zweitlinie die Thrombozytenzahlen nicht dauerhaft anheben und treten immer wieder belastende Blutungen auf, kann der Einsatz von Medikamenten der Drittlinie in Betracht gezogen werden. Bei der Frage, ob und wie die ITP behandelt werden sollte, werden stets Patientenwünsche miteinbezogen. 

Ein ITP-Patient berichtet: Der Weg zur passenden Therapie

In vielen Fällen sprechen Betroffene zwar gut auf eine medikamentöse Therapie an, jedoch fallen ihre Thrombozytenzahlen nach dem Absetzen der Medikamente rasch wieder ab. So war es auch bei Frank Grieser, dem deshalb im Anschluss an eine Kortisontherapie zur Entfernung der Milz geraten wurde. Im Video berichtet er von seinen Erfahrungen mit der Behandlung der ITP. 

Sie möchten mehr Berichte von Betroffenen sehen? Hier berichten weitere Menschen mit ITP von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Erkrankung: 

Erstlinientherapie

Menschen, die sich nach der Diagnose ITP gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt für eine medikamentöse Therapie entscheiden, werden standardmäßig mit Kortikosteroiden in hoher Dosierung behandelt. Bei Bedarf kommen zusätzlich Immunglobuline und Thrombozytenkonzentrate zum Einsatz. 

Kortikosteroide 

Kortikosteroide dämpfen das Immunsystem und hemmen die Bildung von Autoantikörpern gegen die körpereigenen Thrombozyten, sodass ihr Abbau reduziert wird. Die Einnahme in Tablettenform erfolgt über mindestens drei Wochen bis hin zu mehreren Monaten. 

Bei der Mehrheit der Betroffenen steigt die Thrombozytenzahl auf diesem Wege schon nach kurzer Zeit deutlich. Nach Beendigung der Kortikosteroid-Therapie fällt Zahl der Thrombozyten jedoch bei einigen Betroffenen wieder ab. Sofern die notwendige Thrombozytenzahl nicht mehr erreicht wird oder die Verträglichkeit der Medikamente abnimmt, werden Therapiemöglichkeiten der Zweitlinie in Erwägung gezogen. 

Immunglobuline und Thrombozytenkonzentrate 

Wenn die Thrombozytenzahl besonders schnell angehoben werden muss, beispielsweise wenn schwere Blutungen auftreten, können zusätzlich zur Kortikosteroid-Therapie Antikörper, sogenannte Immunglobuline, gegeben werden. Sie können den vorzeitigen Abbau der Blutplättchen abschwächen. 

Zur Stillung lebensbedrohlicher Blutungen kommen auch Thrombozytenkonzentrate zum Einsatz, die den Mangel an Blutplättchen ausgleichen sollen. 

Zweitlinientherapie

Wenn mit der Erstlinientherapie keine ausreichende oder anhaltende Steigerung der Thrombozytenzahl erreicht wurde oder die Patientin oder der Patient die Mittel schlecht vertragen hat, kann der Einsatz von Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten oder eines Milz-Tyrosinkinase-Hemmers in Betracht gezogen werden. Auch die Entfernung der Milz (Splenektomie) stellt eine Therapieoption dar. 

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten  

Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten (TPO-RA) bewirken einen Anstieg der Thrombozytenzahl, indem sie ihre Neubildung aus den Vorläuferzellen (Megakaryozyten) anregen. Somit unterscheiden sie sich in ihrer Wirkweise von anderen Therapiemöglichkeiten, die darauf abzielen, den Thrombozytenabbau zu hemmen. Die Behandlung mit Thrombopoetin-Rezeptor-Agonisten erfolgt in Form von Tabletten oder Spritzen und kann über Monate oder Jahre fortgesetzt werden, um die Anzahl der Blutplättchen zu stabilisieren und die Blutungsneigung zu minimieren. 

Milz-Tyrosinkinase-Hemmer 

Milz-Tyrosinkinase-Hemmer blockieren die Aktivität des Enzyms Milz-Tyrosinkinase. Dieses Protein spielt unter anderem eine wichtige Rolle beim Abbau von Thrombozyten in der Milz. Der für die ITP zugelassene Tyrosinkinase-Hemmer wird in Tablettenform verabreicht. 

Entfernung der Milz (Splenektomie) 

Wenn alle medikamentösen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und Betroffene immer wieder unter schweren Blutungen leiden, kann die chirurgische Entfernung der Milz in manchen Fällen eine Option darstellen. Da der Abbau der Blutplättchen überwiegend in der Milz stattfindet, kann so eine rasche und oftmals dauerhafte Normalisierung der Thrombozytenzahl erreicht werden. Weil die Milz jedoch auch wichtige Aufgaben des Immunsystems übernimmt, kann ihr Entfernen gewisse Risiken mit sich bringen, beispielsweise eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. 

Bild eines weiblichen Oberkörpers, auf dem die Lage der Milz im linken Bauchraum gekennzeichnet ist.
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Drittlinientherapie 

Sprechen behandlungsbedürftige Patientinnen und Patienten auch auf die Zweitlinientherapie nicht an oder erleiden immer wieder einen Rückfall, kann auf sogenannte Immunsuppressiva zurückgegriffen werden. Sie kommen vor allem in der Transplantations- und Krebsmedizin zum Einsatz und können das körpereigene Immunsystem unterdrücken. Wie auch durch den Einsatz von Kortikosteroiden soll auf diese Weise die Bildung von Autoantikörpern und somit der übermäßige Abbau von Thrombozyten verhindert werden. 

Ein Arzt und ein weiterer Mann sitzen sich gegenüber.
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Vorbereitet fürs Arztgespräch 

Ihre Thrombozytenwerte sind zu tief und Sie haben sich gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt für eine Behandlung entschieden? Hier finden Sie wertvolle Tipps, um alle für Sie relevanten Fragen zu Ihrer Behandlung zu stellen und sich optimal auf zukünftige Arztgespräche vorzubereiten.  

Wie beeinflusst die ITP-Therapie mein Leben?

Um den Erfolg der ITP-Behandlung beurteilen zu können, müssen die Thrombozytenwerte zu Therapiebeginn besonders engmaschig – mitunter täglich – kontrolliert werden. Wenn sie sich stabilisiert haben, können die Kontrollintervalle weiter ausgedehnt werden, sodass alle zwei bis vier Wochen ein Arztbesuch zwecks Überprüfung der Thrombozytenzahl ausreicht. 

Im ersten Jahr nach der Diagnose stehen die Chancen gut, dass die ITP spontan ausheilt. Bei einigen Betroffenen besteht die Chance auf Heilung auch nach mehreren Jahren noch. 

Eine Frau lehnt sich mit dem Kopf an ein Geländer.
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Bei dauerhaft stabiler Thrombozytenzahl und Blutungsfreiheit können Betroffene mit der Ärztin oder dem Arzt über ein Ende der medikamentösen Behandlung beraten. Ein langsames Ausschleichen der Behandlung ist dabei wichtig, diese wird individuell auf die Patientin oder den Patienten abgestimmt. 

Was kann ich selbst tun? 

Es ist wichtig, dass etwaige verschriebene Medikamente im Rahmen der ITP-Therapie regelmäßig eingenommen werden – in manchen Fällen über Monate und Jahre.  

Manche Betroffene erkranken während dieser Zeit an einer weiteren Krankheit, die die Einnahme von weiteren Medikamenten notwendig macht. Um Wechselwirkungen mit den ITP-Medikamenten und einen Einfluss auf die Thrombozyten zu vermeiden, sollten sie vor der Anwendung Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt halten. Das gilt auch für nicht verschreibungspflichtige Medikamente wie beispielsweise Schmerzmittel. 

Eine Frau und ein Mann an einem Tisch im Freien.
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Ein älterer Mann fasst einem jüngeren Mann auf die Schulter und schaut ihn an.
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Erfahrungsberichte

Der Weg zur Diagnose ITP und der Umgang mit der Erkrankung unterscheiden sich zum Teil sehr zwischen Betroffenen. Hier finden Sie detaillierte Erfahrungsberichte. 

Eine Ärztin und eine weitere Frau sitzen sich gegenüber.
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Tipps für das Arztgespräch

Ein erfolgreiches Arztgespräch kann vielen Betroffenen der Immunthrombozytopenie (ITP) im Umgang mit ihrer Erkrankung helfen. Hier finden Sie wertvolle Tipps.

Ein Mann hält einen Stift in der Hand und schaut auf einen Laptop.
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ITP-Patiententage

Schauen Sie sich die Beiträge von Fachleuten und Betroffenen der ITP bei den ITP-Patiententagen 2022 im Video an und erhalten Sie wertvolle Informationen. 

Quellen: 

  1. Onkopedia. Leitlinie Immunthrombozytopenie (ITP). https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/immunthrombozytopenie-itp/@@guideline/html/index.html (letzter Aufruf am 27.10.2023) 
  2. Burchardt A, Panse J. (2018). Tischatlas ITP/SAA. Thieme. 
  3. Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen. Wie kann ich meinen Eisenbedarf decken? https://www.gesundheitsinformation.de/wie-kann-ich-meinen-eisenbedarf-decken.2780.de.html (letzter Aufruf am 27.10.2023)