Das follikuläre Lymphom (FL) bildet sich aus Immunzellen, den B-Lymphozyten. Diese Zellen entstehen und wachsen im Knochenmark heran und wandern anschließend in die Lymphknoten und andere lymphatische Organe wie die Milz, um weiter auszureifen.1
In den Keimzentren der Lymphknoten kommt es im Zuge der Reifung der B-Zellen natürlicherweise zu einem Austausch von bestimmten Genabschnitten, die für die Antikörperproduktion wichtig sind.2 Bei diesem Vorgang kann es zu zufälligen Veränderungen des Erbguts (Mutationen) kommen. Dadurch gerät der natürliche Kreislauf der Zelle außer Kontrolle: Sie teilt sich unkontrolliert und gibt die Veränderung an sämtliche Tochterzellen weiter. Anders als reguläre B-Lymphozyten sind diese Tumorzellen für die Immunabwehr untauglich.2
Kurz erklärt – Mutationen und Krebsentstehung
Mutationen sind Veränderungen des Erbguts unserer Zellen. Sie entstehen in allen lebenden Zellen und können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Viele Mutationen entstehen spontan. Zu anderen Mutationen kommt es durch die Einwirkung von chemischen Verbindungen oder physikalischen Faktoren wie UV-Strahlung oder Röntgenstrahlung. Zum Glück gibt es bestimmte Enzyme, die eine Korrekturfunktion haben und Mutationen erkennen und beseitigen können.3
Damit Krebs entsteht, muss eine Mutation sich an einer Stelle unseres Erbguts befinden, die etwas mit der Zellteilung zu tun hat. Wenn dann keine Reparatur erfolgt, kann es zur unkontrollierten Vermehrung der Krebszelle kommen.4 Unser Körper hat noch weitere wichtige Funktionen, um der Krebsentstehung entgegenzuwirken. Dazu gehört das Immunsystem, das entartete Zellen erkennen und beseitigen kann. Das tut es auch unablässig und ohne dass wir etwas davon bemerken. Das Problem ist jedoch: Krebszellen können Ausweichstrategien entwickeln und der Immunabwehr entkommen.3 Heutzutage gibt es aber neue Behandlungsmethoden, die dem Immunsystem helfen können, entartete Zellen wiederzuerkennen. Diese Strategie macht man sich auch beim follikulären Lymphom zunutze.
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Welche Mutation ist beim follikulären Lymphom am häufigsten?
Bei etwa 90 Prozent der FL-Betroffenen kommt es zu einer Translokation, die das Bcl-2-Gen betrifft.5 Dabei werden fälschlicherweise Genabschnitte zwischen den Chromosomen 14 und 18 getauscht. Dadurch wird das Bcl-2-Gen dauerhaft aktiviert.5 Dieses Gen ist unter anderem verantwortlich für die Regulation des Zellüberlebens. Als Resultat treten die mutierten Zellen nicht in die sogenannte Apoptose ein, den programmierten Zelltod.6 Die Apoptose ist normalerweise nötig, um eine unkontrollierte Zellvermehrung zu verhindern.7 Die Folge: Die betroffenen mutierten Zellen vermehren sich ungehindert und verursachen langfristig Symptome wie vergrößerte, nicht schmerzhafte Lymphknoten und Allgemeinsymptome wie Fieber.5
Bei einer Translokation werden Genabschnitte zwischen Chromosomen fälschlicherweise ausgetauscht.8 Die Chromosomen sind die Erbkörperchen, die die genetischen Informationen in unseren Zellen tragen.9 Insgesamt besitzen unsere Körperzellen 46 Chromosomen. Die Mutation kann in den betroffenen Zellen im Labor nachgewiesen werden.
Beim follikulären Lymphom kommt es in den meisten Fällen zu einem fehlerhaften Austausch von Genabschnitten zwischen Chromosom 14 und 18. Dadurch wird das Bcl-2-Gen überaktiv und sorgt dafür, dass die betroffenen Zellen nicht mehr sterben. Sie vermehren sich in der Folge unkontrolliert.
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Risikofaktoren für das follikuläre Lymphom
Als Risikofaktoren für die Entstehung eines follikulären Lymphoms gelten folgende Einflüsse:5
- Eine Belastung mit Benzol, wie sie beispielsweise in Berufen mit Kontakt zu Kraftstoff und bestimmten Lösungsmitteln vorkommen kann.10 In Deutschland ist das follikuläre Lymphom im Zusammenhang mit einer beruflich bedingten Benzolbelastung als Berufskrankheit anerkannt.10
- Eine häufige Belastung mit Pestiziden.
- Das Rauchen und Passivrauchen.
Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass diese Art von Lymphdrüsenkrebs vererbbar ist.2
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FL – Symptome
Die Symptome eines follikulären Lymphoms (FL) machen sich häufig erst spät bemerkbar. Dann können geschwollene Lymphknoten und B-Symptome wie Fieber auftreten.
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FL – Diagnose
Die Diagnose eines follikulären Lymphoms (FL) umfasst mehrere Schritte. Dazu gehören unter anderem eine körperliche Untersuchung und eine Blutentnahme.
Quellen:
- Murphy K, Weaver C. Die Entwicklung der B- und T-Lymphocyten. Janeway Immunologie. 2018 Apr 23: 377–440. doi: 10.1007/978-3-662-56004-4_8
- Kompetenznetz Maligne Lymphome: Follikuläres Lymphom https://lymphome.de/follikulaeres-lymphom (letzter Aufruf am 22.04.2024)
- Krebsinformationsdienst: Immunsystem und Tumorwachstum https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/immunsystem.php (letzter Aufruf am 14.05.2024)
- Thieme via medici: Ursachen und Arten von Mutationen https://viamedici.thieme.de/lernmodul/549734/539544/ursachen+und+arten+von+mutationen (letzter Aufruf am 13.05.2024)
- Buske C, Dreyling M, Herfarth K et al. (2023): Follikuläres Lymphom. Onkopedia Leitlinie https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/follikulaeres-lymphom/@@guideline/html/index.html (letzter Aufruf am 22.04.2024)
- Pschyrembel: Apoptose https://www.pschyrembel.de/Apoptose/K02QV (letzter Aufruf am 22.04.2024)
- Krammer PH. (2000). Apoptose. Dtsch Arztebl. 97(25): A-1752 / B-1481 / C-1315.
- Pschyrembel: Translokation https://www.pschyrembel.de/Translokation/K0MTP (letzter Aufruf am 22.04.2024)
- Pschyrembel: Chromosomen https://www.pschyrembel.de/Chromosomen/K04WR (letzter Aufruf am 22.04.2024)
- Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Spitzenverband: BK1318 https://www.dguv.de/bk-info/icd-10-kapitel/kapitel_02/bk1318/index.jsp (letzter Aufruf am 22.04.2024)