Bestätigt sich der Verdacht auf eine akute lymphatisch Leukämie (ALL), muss schnellstmöglich die entsprechende Behandlung eingeleitet werden. Während der kommenden Wochen und Monate ist ein stationärer Klinikaufenthalt auf einer kinderonkologischen Station unabdingbar. Er stellt den Alltag der betroffenen Kinder und Jugendlichen auf den Kopf und reißt sie aus ihrer gewohnten Routine.
Eine angemessene Vorbereitung auf längere Klinikaufenthalte ist enorm bedeutend, um trotz der Distanz zum eigenen Zuhause und der kräftezehrenden Behandlung eine möglichst angenehme Atmosphäre für die Patientinnen und Patienten zu schaffen.
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Vorbereitung eines Kindes oder Jugendlichen auf den Klinikaufenthalt
Zu den Ängsten und Sorgen, die die Diagnose ALL selbst auslöst, kommt zusätzlich die Angst vor der fremden Umgebung und der anstehenden Behandlung. Viele Kinder sorgen sich zudem vor dem Alleinsein – während der stationären ALL-Behandlung sind sie weitestgehend von Freundinnen und Freunden, Mitschülerinnen und Mitschülern sowie dem normalen Familienalltag isoliert.1
Kindern und Jugendlichen das Bevorstehende erklären
Ihr Kind sollte wissen, warum es im Krankenhaus behandelt wird. Gerade kleinere Kinder bis zum fünften Lebensjahr können oft keinen Zusammenhang zwischen ihrer Krankheit und dem Klinikaufenthalt herstellen.2 Bereiten Sie Ihre Tochter oder Ihren Sohn altersentsprechend auf das Bevorstehende vor. Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter können Sie spielerisch erklären, was in einem Krankenhaus geschieht und was die Aufgabe des Ärzte- und Pflegepersonals ist: kranken Menschen dabei zu helfen, wieder gesund zu werden. Dazu können Sie themenbezogene Spielmaterialien wie Bilderbücher, Puppen, einen Arztkoffer oder Rollenspiele nutzen, um Ihrem Kind die Vorstellung zu erleichtern, was es im Krankenhaus erwartet.3,4
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Wichtig: Übertreiben oder untertreiben Sie nicht, wenn Sie über das Krankenhaus, die dortigen Untersuchungen und Behandlungen sprechen. Verschweigen Sie beispielsweise keine schmerzhaften Maßnahmen oder den vermutlich bevorstehenden Haarausfall. Sprechen Sie lieber offen und ehrlich über alles, was Ihr Kind erwartet. Versichern Sie ihm, dass alles zu seinem Besten geschieht, um es möglichst schnell wieder gesund zu machen. So können Sie das Vertrauen stärken.1
Ältere Kinder und Jugendliche können bereits mehr von dem verstehen, was auf sie zukommt. Trotzdem – oder gerade deswegen – verspüren auch sie Ängste und Unsicherheiten. Kommunizieren Sie offen und verständlich, beantworten Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn aufkommende Fragen. Sprechen Sie über unterschiedliche Gefühle, die Ihr Kind womöglich empfindet (zum Beispiel Wut, Angst, Traurigkeit, Frustration, Hilflosigkeit). Ermutigen Sie Ihr Kind, auch Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal anzusprechen, wenn etwas bedrückend oder unklar ist.
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Den Eltern von Kindern, die an ALL erkrankt sind, steht ebenfalls eine herausfordernde und belastende Zeit bevor. Versuchen Sie dennoch, möglichst Ruhe zu bewahren. Vermitteln Sie Ihrem Kind Zuversicht, dass der bevorstehende Klinikaufenthalt notwendig ist, damit es wieder vollständig gesund wird. Dieses Gefühl überträgt sich auf Ihr Kind und erleichtert ihm die Eingewöhnung in die neue Umgebung.
Besprechen Sie Ihre eigenen Sorgen und Ängste unbedingt mit dem Behandlungsteam oder den Mitarbeitenden des Psychosozialen Dienstes.1,2 Sie können Ihr Kind nur angemessen unterstützen, wenn Sie selbst bei Kräften sind.
Die Kliniktasche packen
Bevor Ihr Kind auf die kinderonkologische Station aufgenommen wird, sollten Sie eine Tasche mit den wichtigsten Dingen packen. Je nach Alter des Kindes können Sie dies auch gemeinsam erledigen. Wird das Kind in die Organisation des Klinikaufenthalts miteinbezogen, stärkt das Ihr Vertrauensverhältnis.
Viele Kliniken geben Ihnen vorab eine Bedarfsliste der Station als Grundlage fürs Packen mit. Folgende Dinge sollte die Kliniktasche für den stationären Aufenthalt Ihres Kindes im Zuge der ALL-Behandlung in jedem Fall enthalten:
- Schlafanzüge
- Leichte Tageskleidung (Jogginghose oder Leggings, kurz- und langärmelige Oberteile)
- Unterwäsche
- Socken
- Hausschuhe mit rutschfester Sohle
- Hygieneartikel (Duschgel, Zahnbürste, Zahnpasta etc.)
- Handtücher, Waschlappen
- Schulsachen für den Klinikunterricht
- Ggf. Brille, Kontaktlinsen
- Ggf. Windeln, Babynahrung, Schnuller
- Ggf. bestimmte Nahrungsmittel (bei Allergien) oder Medikamente4,5
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In den folgenden Wochen und Monaten wird Ihr Kind viel Zeit im Patientenzimmer verbringen. Kinderonkologische Stationen sind in der Regel mit einem Spielbereich voller Spiel-, Mal- und Bastelsachen, Spielen und Büchern ausgestattet, jedoch können persönliche Gegenstände von zu Hause die Eingewöhnung erheblich erleichtern und dafür sorgen, dass Ihr Kind sich schneller wohlfühlt. Fragen Sie Ihr Kind, welche persönlichen Dinge es mit in die Klinik nehmen möchte, zum Beispiel das Lieblingskuscheltier, ein Spielzeug, die Kuscheldecke, ein Kissen, ein bestimmtes Buch oder Familienfotos.4,5
Weniger ist mehr: Packen Sie nicht zu viele Sachen ein, sie können Ihrem Kind auch nachträglich etwas von zu Hause mitbringen, falls notwendig.
Vorbereitung der Eltern auf den Klinikaufenthalt des Kindes
Wenn klar ist, auf welcher kinderonkologischen Station die ALL Ihres Kindes behandelt wird: Informieren Sie sich über die üblichen Abläufe und Verhältnisse vor Ort. Je besser Sie Bescheid wissen, desto leichter fällt es Ihnen, Ihr Kind vorzubereiten und bei der Eingewöhnung zu unterstützen.4
Fachleute sind sich mittlerweile einig, dass elterliche Nähe und Fürsorge der stationären Behandlung eines Kindes zuträglich sind und den Genesungsprozess begünstigen können. Daher bieten viele kinderonkologische Stationen – zumindest in der Eingewöhnungsphase – die Mitaufnahme einer Bezugsperson (in der Regel ein Elternteil) an. Meist kann diese dann auf einer Liege oder einem Schlafsessel im Zimmer des Kindes übernachten, manchmal stehen auch spezielle Eltern-Kind-Räume zur Verfügung. Die meisten Krankenversicherungen übernehmen die dadurch entstehenden Mehrkosten. Es empfiehlt sich aber, sich vorab zur Mitaufnahme zu erkundigen – bei der Klinik und der Krankenversicherung.5
Bedenken Sie: Gerade ältere Kinder und Jugendliche brauchen unter Umständen mehr Zeit für sich und wollen oft unabhängiger sein. Gegebenenfalls werden sie Sie bitten, nicht im Krankenhaus zu übernachten. Respektieren Sie die Wünsche Ihres Kindes und besprechen Sie eine einvernehmliche Lösung für Besuche und die gemeinsame Zeit.
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Der Klinikaufenthalt bei Kindern und Jugendlichen
In der Regel erfolgt die Klinikaufnahme an einem zuvor vereinbarten Termin. Reisen Sie mit Ihrem Kind frühzeitig an, vermeiden Sie Hektik. Stellen Sie sich auf Wartezeiten ein – überlegen Sie sich eine Ablenkung oder Beschäftigung für Ihr Kind, um diese Zeit zu überbrücken. Nehmen Sie ausreichend Getränke und gegebenenfalls etwas zu essen mit.4
Folgende medizinische Unterlagen Ihres Kindes sollten Sie unbedingt beim ersten stationären Aufenthalt mitbringen:
- Einweisungsschein
- Krankenversichertenkarte
- Gelbes Kinderuntersuchungsheft
- Impfpass
- Unterlagen über bisherige Untersuchungen und Behandlungen
- Ggf. Informationen zu verordneten Medikamenten4,5
Es ist ratsam, dass Sie einen Ordner mit allen wichtigen Informationen und Unterlagen anlegen, die Sie im Laufe der Behandlung Ihres Kindes erhalten. Das können Arztbriefe, Befunde, Anträge an die Krankenkasse, ärztliche Kontaktdaten oder eigene Notizen und Fragen sein. Führen Sie den Ordner bei zukünftigen Arztgesprächen mit sich.4
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Bleiben Sie ruhig und geduldig – gerade in dieser Zeit sind der Zuspruch und das Verständnis der Eltern immens wichtig. Nutzen Sie die viele Zeit im Krankenhaus trotz Krankheit, Schmerzen und Nebenwirkungen möglichst für angenehme Dinge, die Ihrem Kind und Ihnen Spaß und Freude bereiten. Gemeinsames Spielen, Lesen und Musikhören schafft Ablenkung und rückt die Erkrankung für einen Moment beiseite. Gespräche über den Familienalltag geben Ihrem Kind das Gefühl, weiterhin einbezogen zu sein. Anregungen für Aktivitäten im Krankenhaus erhalten Sie auch bei den Mitarbeitenden des Psychosozialen Teams.2
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Nachsorge bei ALL
Menschen mit ALL werden auch nach Abschluss der intensiven Behandlung medizinisch und psychosozial weiterbetreut. Hier erfahren Sie mehr über die Nachsorge bei ALL.
Quellen:
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Wenn das Kind ins Krankenhaus muss. https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/im-krankheitsfall/krankenhausvorbereitung/ (letzter Aufruf am 06.06.2024)
- Bayerischer Erziehungsratgeber: Kind im Krankenhaus. https://www.baer.bayern.de/fragen-probleme/krankheiten-beeintraechtigungen/kind-im-krankenhaus/ (letzter Aufruf am 06.06.2024)
- Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP): Ein Kind auf das Krankenhaus vorbereiten – aber wie? https://www.familienhandbuch.de/aktuelles/neue/51914/index.php (letzter Aufruf am 06.06.2024)
- Lein-Köhler I, Grießmeier B. Vorbereitung auf die erste stationäre Aufnahme. Kinderkrebsinfo. https://www.gpoh.de/kinderkrebsinfo/content/patienten/psychosoziale_versorgung/mein_kind_hat_krebs/start_in_der_klink/vorbereitung/index_ger.html (letzter Aufruf am 06.06.2024)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Unser Kind muss ins Krankenhaus. https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/alltagstipps/im-krankheitsfall/krankenhaus/ (letzter Aufruf am 06.06.2024)