Das follikuläre Lymphom (FL) kann sich durch schmerzlos vergrößerte Lymphknoten, Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie sogenannte B-Symptome (Fieber, Gewichtsverlust und nächtliches Schwitzen) bemerkbar machen. Sollte der Verdacht auf ein Lymphom bestehen, sind zügig die ersten Diagnoseschritte einzuleiten.
Wenn Sie sich bei der Ärztin oder beim Arzt vorstellen, wird zunächst eine Anamnese durchgeführt, also ein ausführliches Arztgespräch. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Symptome so genau wie möglich schildern. Außerdem sind auch Aspekte wie Vorerkrankungen, Dauermedikation und die berufliche und soziale Situation relevant.
Bei der körperlichen Untersuchung können Lymphknoten abgetastet und andere Auffälligkeiten bemerkt werden. Zu den Standards gehört ebenso eine Blutuntersuchung, das Blutbild kann bei einem follikulären Lymphom jedoch unauffällig sein.1 Des Weiteren lassen sich mithilfe einer Ultraschalluntersuchung die Bauchorgane beurteilen.
Follikuläres Lymphom: Biopsie der Lymphknoten und histologische Untersuchung
Nur eine operative Entfernung der vergrößerten Lymphknoten und die anschließende feingewebliche Untersuchung erlauben die sichere Diagnose eines follikulären Lymphoms. Die Entfernung wird auch Lymphknotenexstirpation genannt.2 Wenn die komplette Entfernung beispielsweise aufgrund der Lage der Lymphknoten nicht möglich ist, wird eine Gewebeprobe (Biopsie) aus dem Lymphknoten entnommen.2,3
In der feingeweblichen (histologischen) und genetischen Untersuchung des Lymphknotengewebes können Pathologinnen und Pathologen erkennen, ob es sich um ein follikuläres Lymphom oder eine andere Erkrankung handelt. Dazu werden bestimmte molekulare Strukturen im Gewebe farblich sichtbar gemacht. Beispielsweise kann so nachgewiesen werden, ob …
- das Gewebe bestimmte Oberflächenproteine von B-Zellen, von denen das FL ausgeht, aufweist (etwa CD20).3 Diese Untersuchung wird immunhistochemische Untersuchung genannt.
- die Chromosomen-Translokation t(14;18) nachweisbar ist, die mit einer erhöhten Produktion (Expression) des Bcl-2-Proteins einhergeht.4 Dieses Protein ist verantwortlich für die übermäßige Teilung der Lymphom-Zellen. Wenn die Veränderung des bcl-2 Gens nachgewiesen wird, ist das charakteristisch (aber nicht spezifisch) für ein follikuläres Lymphom. Die Untersuchung auf genetische Veränderungen wird mithilfe von Verfahren aus der Zytogenetik bewerkstelligt.2
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt die follikulären Lymphome anhand ihrer Histologie in verschiedene Grade ein:
- Grad 1
- Grad 2
- Grad 3A
Die drei Grade beziehen sich auf den klassischen Typ des follikulären Lymphoms.2 Davon zu unterscheiden ist der Grad 3B, der nach neuer WHO-Definition als follikuläres großzelliges B-Zell-Lymphom bezeichnet wird. Dieser Typ wird anders behandelt, da er im Gegensatz zum klassischen Typ schneller wächst und zu den aggressiven Lymphomen gezählt wird und nicht wie der klassische Typ zu den indolenten, langsam wachsenden Lymphomen.2 Außerdem gibt es eine weitere Form, das uFL (FL with uncommon Features, frei übersetzt „FL mit ungewöhnlichen Merkmalen“).2 Diese Form muss noch weiter erforscht werden.2
Wichtig ist: Die histologische Diagnose sollte immer durch eine erfahrene Hämatopathologin oder einen erfahrenen Hämatopathologen bestätigt werden.2,3 Dazu gibt es in Deutschland spezielle Referenzzentren für Lymphknotenpathologien.5
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Staging-Untersuchungen beim follikulären Lymphom: Blutwerte, Knochenmarkpunktion, Bildgebung
Die Therapie des FL hängt vom Ausbreitungsstadium ab.2 Deshalb schließen sich der Lymphknotenuntersuchung weitere Untersuchungen an. Diese Untersuchungen werden auch Staging (Stadienbestimmung) genannt. Sie schätzen das Ausmaß der bösartigen Erkrankung ab und sollten innerhalb von vier bis sechs Wochen nach Diagnose erfolgen.3
FL: Blutwerte beim Lymphdrüsenkrebs
Neben einem Blutbild, das die genaue Bestimmung der verschiedenen Blutzelltypen ermöglicht, werden bei einem Lymphom zusätzlich weitere Blutwerte bestimmt. Wichtige Werte sind etwa die Laktatdehydrogenase (LDH)-Werte sowie die Leber- und Nierenwerte.2,3 Bei einem Lymphom können die Blutwerte jedoch auch normal sein.
FL: Knochenmarkpunktion
Um zu beurteilen, ob das follikuläre Lymphom bereits das Knochenmark befallen hat, ist für das Staging eine Knochenmarkpunktion notwendig.2 Dazu wird unter einer örtlichen Betäubung mit einer speziellen Nadel aus dem Beckenknochen im Bereich des hinteren Beckenkamms etwas Knochenmark entnommen.
Die Untersuchung der Knochenmarkzellen erfolgt anschließend im Labor.
Bildgebung: CT, MRT und PET-CT beim follikulären Lymphom
Um die Ausbreitung des follikulären Lymphoms im Körper einzuschätzen, wird zusätzlich eine Bildgebung durchgeführt. Meist erfolgt eine Computertomographie (CT) des Halses, des Brustraums (Thorax) und des Bauchraums (Abdomen).2 In den Bildern fallen beispielsweise vergrößerte Lymphknoten im Bauchraum auf. Bei manchen Betroffenen wird alternativ eine MRT (Magnetresonanztomographie) durchgeführt.
FDG-PET-CT bei follikulärem Lymphom
Eine Spezialuntersuchung beim FL ist die FDG-PET-CT. Das steht für Fluorodeoxyglukose-Positronen-Emissions-Tomographie kombiniert mit einer Computertomographie. Es handelt sich hierbei um eine hochmoderne Methode, mit der sich sowohl die Struktur als auch die Funktion von Geweben sichtbar machen lässt. Man macht sich dabei zunutze, dass viele Tumoren vermehrt Zucker verstoffwechseln. Der radioaktiv markierte Traubenzucker F-18-Fluorodeoxyglukose wird über die Vene gespritzt und reichert sich nach einer gewissen Zeit vor allem im Tumorgewebe an. So lassen sich selbst kleinste Tumorherde sichtbar machen.2,6
Die Durchführung eines PET-CTs ist nicht immer angezeigt, oft wird die Untersuchung jedoch durchgeführt, um genau zu bestimmen, wo die therapeutische Bestrahlung durchgeführt werden muss.2 Außerdem kann die Untersuchung Fachleuten zusätzliche Informationen für eine Aussage über die individuelle Prognose liefern.2
Je nach geplanter Behandlung können weitere Untersuchungen wie etwa eine ausführliche Herzuntersuchung notwendig sein.2
Ann-Arbor-Klassifikation des follikulären Lymphoms
Die Behandlung des FL richtet sich nach den Ergebnissen der Staging-Untersuchungen. Für Lymphome gibt es zur Stadieneinteilung die sogenannte Ann-Arbor-Klassifikation:2
Die verschiedenen Stadien der Ann-Arbor-Klassifikation.
- Stadium I: Befall einer Lymphknotenregion oder ein Herd, der außerhalb des Lymphknotengewebes liegt (extranodaler Herd).
- Stadium II: Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells oder Vorliegen eines extranodalen, also außerhalb des Lymphknotengewebes liegenden Herdes und Befall einer oder mehrerer Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells.
- Stadium III: Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells oder Befall von lokalisierten extranodalen Herden und Lymphknotenbefall, sodass ein Befall auf beiden Seiten des Zwerchfells vorliegt.
- Stadium IV: Befall eines oder mehrerer extralymphatischer Organe (Organe, die nicht Lymphgewebe sind) mit oder ohne Befall von Lymphknoten.
Zu den lymphatischen Organen gehören: Lymphknoten, Milz, Thymusdrüse (ein wichtiges Organ des Immunsystems etwa auf Höhe des Brustbeins), das Lymphgewebe im Rachen, Blinddarm.2
Prognostische Faktoren: FLIPI
Um die Prognose des follikulären Lymphoms besser eingrenzen zu können, wurde ein Score entwickelt, der Follicular Lymphoma International Prognostic Index (FLIP-Index oder FLIPI).2 Treffen folgende Faktoren zu, gibt es je einen Punkt:2
- Mehr als vier befallene Lymphknotenregionen
- Erhöhtes LDH
- Alter über 60 Jahre
- Ann-Arbor-Stadium III oder IV
- Hämoglobinwert (roter Blutfarbstoff) unter zwölf Gramm pro Deziliter Blut
Bei keinem bis einem Risikofaktor ist das Rezidivrisiko, also das Risiko des Wiederauftretens der Erkrankung nach der chemotherapeutischen Behandlung, niedrig. Bei zwei Risikofaktoren ist das Rezidivrisiko mäßig, und wenn mehr als zwei Risikofaktoren vorliegen, ist das Rezidivrisiko hoch.2
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FL – Therapie
Die Behandlung des follikulären Lymphoms (FL) erfolgt abhängig vom Stadium der Erkrankung, dem Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen.
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FL – Arztgespräche führen
Bei einer Krebserkrankung wie dem follikulären Lymphom (FL) ist ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis essenziell. Hier erhalten Sie Tipps für Ihre Arztgespräche.
Quellen:
- Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe (2023): Follikuläre Lymphome. https://www.leukaemie-hilfe.de/fileadmin/user_upload/dlh-info-blaetter/DLH_Infoblatt_Follikul%C3%A4re_Lymphome_2023_aktualisiert.pdf (letzter Aufruf am 16.05.2024).
- Buske C, Dreyling M, Herfarth K et al. (2023): Follikuläres Lymphom. Onkopedia Leitlinie. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/follikulaeres-lymphom/@@guideline/html/index.html (letzter Aufruf am 15.05.2024).
- Zoellner A, Herfahrt K, Herold M, et al. (2021): Follikuläres Lymphom – Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 320-5. doi: 10.3238/arztebl.m2021.0022.
- Alaggio R, Amador C, et al. The 5th edition of the World Health Organization Classification of Haematolymphoid Tumours: Lymphoid Neoplasms. Leukemia. 2022 Jul;36(7):1720-1748. doi: 10.1038/s41375-022-01620-2.
- Kompetenznetz Maligne Lymphome: Referenzpathologen. https://lymphome.de/referenzpathologen (letzter Aufruf am 16.05.2024).
- Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Nuklearmedizin: FDG-PET/CT: Tumor, Entzündung, Demenz. https://www.ukr.de/nuklearmedizin/leistungsspektrum/fdg-pet (letzter Aufruf am 16.05.2024).